Compliance oder:  „Wer heilt eigentlich?“

 

Eine wichtige Frage und eine erfreuliche Antwort: Für Ihre Heilung oder die Besserung Ihrer Beschwerden sorgt Ihr eigener Körper. Jeder Organismus verfügt über sehr potente Selbstheilungskräfte. Das können Sie z.B. täglich erleben: Ihre schwere Erkältung ist nach einer Woche Vergangenheit, obwohl Sie keine Medikamente eingenommen haben. Sie haben sich viel zu schlapp gefühlt, um im Wartezimmer Ihres Hausarztes den Vormittag zu verbringen und sich stattdessen 3 Tage Ruhe im Bett mit viel heißem Tee und einer Wärmflasche verordnet? Herzlichen Glückwunsch! Sie haben Ihre Selbstheilungskräfte unterstützt und sind diesmal ohne Arztbesuch wieder ganz gesund geworden. Oder haben Sie sich am letzten Wochenende beim Tranchieren des Bratens in die Finger geschnitten? Sie haben die Wunden desinfiziert, verbunden und die Hand einige Tage geschont.  Die Blutung hat schon nach wenigen Minuten aufgehört. Durch Hygiene haben Sie Ihren Körper im Kampf gegen Entzündungserreger unterstützt, nach einer Woche denken Sie bereits nicht mehr an die Schnittverletzung. Die Heilung hat Ihr Körper bewerkstelligt. Damit er das konnte, haben Sie mitgearbeitet, ihn durch das richtige Verhalten unterstützt: Sie haben Compliance gezeigt.

Compliance ist unabdingbar, wenn man wieder heile werden möchte. Compliance von Seiten des Patienten ist die Voraussetzung, die jeder Therapeut benötigt, um seine Behandlungskunst wirksam werden zu lassen. Nicht alle Erkrankungen oder Verletzungen kann der Körper nur durch Ruhe oder Hygiene in den Griff bekommen. Er ist auf Unterstützung angewiesen, die die Selbstheilungskräfte aktiviert oder stärkt.

Eine Therapie kann nur so gut wirken, inwieweit der Patient diese Therapie mitträgt, seinen Teil dazu beiträgt. Denn nicht der Therapeut heilt Sie, sondern Ihr eigener Körper kann unter einer geeigneten Therapie seine blockierten Selbstheilungskräfte wieder entfalten.

Das bedeutet aber auch, keine noch so gute Therapie kann wirksam werden, wenn der Auslöser der Beschwerden nicht beseitigt wird. Und dies kann häufig nur der Patient selbst bewerkstelligen. Genauso wichtig ist es auch, die vom Therapeuten empfohlenen Behandlungsintervalle einzuhalten, bzw. Ernährungsempfehlungen oder weitere Therapievorschläge zu Hause umzusetzen.

 

Hiermit beginnt es: Die Anamnese

In der Anamnese sammle ich viele Informationen über Ihren Gesundheitszustand, Ihre Krankengeschichte und eventuell auch die Krankengeschichte der unmittelbaren Verwandtschaft. Ich werde Fragen zu Ihrer Lebensweise (Ernährung, Sport, Rauchen, Distress, Schlaf etc.) stellen und auch Fragen zu durchlittenen Traumata z.B. durch Unfälle oder Schicksalsschläge und Ihrer Zufriedenheit mit Ihrer Lebenssituation was Arbeit, Familie und soziale Kontakte angeht. Eine Anamnese beim Heilpraktiker ist meist viel umfassender und zeitintensiver als beim Arzt. Aufgrund der Anamnese und der körperlichen Untersuchung schaffe ich mir die Entscheidungsgrundlage, wie (und ob) ich Sie behandeln werde. Damit erhalten Sie auch eine Übersicht der für Sie entstehenden Kosten.

Für die Anamnese, körperliche Untersuchung und evtl. Durchsicht von Röntgenbildern, MRT-Aufnahmen etc. sollten Sie  mindestens 1 Stunde Zeit einkalkulieren. Daran schließt sich die erste Behandlung an, für die Sie ebenfalls 1 Stunde Zeit mitbringen sollten.

 

Die körperliche Untersuchung

Es schmerzt in Ihrer Schulter? Da ist immer dieses Ziehen im Oberschenkel? Sie können seit Wochen den Kopf nicht mehr schmerzfrei nach links drehen? Bitte wundern Sie sich nicht, wenn ich mir die Haltung Ihres Beckens ansehe, die gesamte Wirbelsäule untersuche, die Funktionsfähigkeit des Kiefergelenks teste oder mir Ihren Gang anschaue, obwohl Sie über Schmerzen in der Brustwirbelsäule klagen. Unsere Bewegungsorgane sind nicht isoliert voneinander zu betrachten. Ebensowenig wie der gesamte Bewegungsapparat nicht isoliert von den Organen betrachtet werden kann. Ein luxiertes Kiefergelenk kann Rückenschmerzen verursachen, ein verrenkter Brustwirbel Atembeschwerden, Magenschmerzen oder sogar Herzrasen, ebenso wie eine gestörte Leberfunktion im entsprechenden Nervensegment für Irritationen sorgen kann.

 

Meine diagnostischen Instrumente:

  • Palpation: Mit meinen Händen ertaste ich Verspannungen, knotige Verhärtungen (sogenannte Gelosen) und verschobene Wirbelkörper.
  • Perkussion: Mit den Händen klopfe ich den Rücken ab, denn Rückenschmerzen können manchmal auch tiefer greifende Ursachen wie  Osteoporose, Knochenbrüche oder Krebserkrankungen haben. Die Perkussion der Knochen sollte nicht als schmerzhaft empfunden werden.
  • Neurologische Untersuchung: Ich nehme nach Bedarf auch einige neurologische Untersuchungen vor. Dies sorgt für eine möglichst genaue Diagnostik.
  • Inspektion: Ich schaue mir an, wie Sie sich bewegen, lasse den Gesamteindruck von Muskulatur, Hautbeschaffenheit, Körperhaltung und Beweglichkeit auf mich wirken.
  • Antlitzdiagnose: Häufig geben Hautbeschaffenheit oder Verfärbungen der Gesichtshaut Hinweise auf Mangelzustände, organische Belastungen oder gar Störungen.
  • MRT/Röntgenbilder: Zum Schluss befasse ich mich mit eventuell mitgebrachten Röntgenaufnahmen, bzw. mit den ärztlichen Befunden.

Kontraindikationen

Auch für sanfte manuelle Therapiemethoden gibt es Kontraindikationen, die ich beachten muss. Aus diesem Grund erhalten Sie vor dem Anamnesegespräch einen Auskunftsbogen, bzw. stelle ich Ihnen Fragen dazu.

Kontraindikationen können zum Beispiel frische Unfallverletzungen,  frische OP-Wunden, Knochenmetastasen, ansteckende (Haut) -Erkrankungen, Gerinnungsstörungen, Herzerkrankungen, Osteoporose, Medikamente und in manchen Fällen auch sogenannte Risiko - Schwangerschaften sein. Ich richte meine Therapieform nach diesen Befunden aus. Manchmal muss eine Therapie aufgrund bestehender Kontraindikationen verschoben werden oder ich empfehle dann andere Therapeuten, die für Ihre Beschwerden die passendere Behandlung anbieten können.

 

Behandlungserfolg

Leider gibt es keine Garantie und auch kein Recht auf Behandlungserfolg. Jeder Organismus reagiert anders auf eine Behandlung und bei dem einen stellt sich der Erfolg bereits nach einer Behandlung ein, der nächste Patient benötigt bei ähnlichen Beschwerden aber 10 Behandlungen. Dies hängt von unterschiedlichsten Faktoren ab. Ein gewichtiger Faktor ist die Dauer der Beschwerden. Ein frisch verrenkter Wirbel macht meist schon nach einer Behandlung keine weiteren mehr nötig. Bestehen Subluxationen und Verspannungen aber bereits seit Wochen oder gar Monaten, verlängert sich die Behandlungszeit meist um die Zeit der Beschwerden. Die gute Nachricht ist: Sie werden dennoch in absehbarer Zeit eine Verbesserung Ihres Zustandes feststellen.

 

Keine Heilversprechen

Ein seriöser Therapeut wird Ihnen keine garantierten Heilungen versprechen. Zum einen, weil nicht der Therapeut Sie heilt – das tun Sie selbst – der Therapeut unterstützt Sie nur dabei. Zum anderen, weil Heilung kein feststehender, bis ans Lebensende unverrückbarer Zustand ist, sondern ein Gleichgewicht, dass sich immer wieder finden muss.

Leider hat sich besonders bei Beschwerden am Bewegungsapparat gezeigt, dass Symptome nach einiger Zeit wieder auftauchen können – vielleicht weil der betreffende Mensch hier seinen Schwachpunkt hat, vielleicht, weil wieder ähnliche seelische Belastungen aufgetreten sind, wie beim ersten Mal vor drei Jahren, oder weil man sich erneut eine Sportverletzung zugezogen hat.

Werden diese Beschwerden abermals behandelt, tritt der Behandlungserfolg in den allermeisten Fällen jedoch sehr rasch ein und hält häufig länger vor, als nach der ersten Behandlungsserie. Es ist, als erinnere sich der Körper, dass ihm diese Therapie schon einmal geholfen habe.

 

Seelische Belastungen

Manchmal wollen sich Beschwerden einfach nicht bessern, obwohl man schon viele Ärzte, Heilpraktiker oder Physiotherapeuten deswegen konsultiert hat. Häufig ziehen sich Patienten dann frustriert von allen zurück, die ihr Versprechen, Linderung oder gar Heilung zu bringen, scheinbar nicht einhalten können oder wollen. Im Anamnesegespräch nehme ich auch Bezug auf die Lebenssituation des Menschen, der von mir Hilfe erwartet. Manchmal ergibt sich dabei ein Bild, das mich veranlasst, dem Patienten zusätzlich zur manuellen Therapie professionelle psychologische Unterstützung zu empfehlen. Es ist mittlerweile bekannt, dass psychische Probleme sich ihren körperlichen Ausdruck in Form von schmerzhaften Beschwerden suchen können, ebenso wie chronische Schmerzzustände zu Depressionen, Minderwertigkeitsgefühlen oder Angstzuständen führen können. Bei einer ganzheitlichen medizinischen Sicht steht der Mensch als Person im Blickfeld des Therapeuten und nicht nur sein erkranktes Körperteil mit der dazugehörigen Symptomatik.