Das Kreuz mit dem Kreuz

Hintergrundinformationen zu einer Volkskrankheit

 

Chronische Schmerzen seit Jahren – kein organischer Befund?

Viele Menschen in den Industrieländern achten heute auf gesunde Ernährung, Bewegung und ausreichenden Schlaf, nehmen regelmäßig Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen in Anspruch – und dennoch ergibt sich der erst einmal subjektive Eindruck, noch nie haben soviele Menschen über unterschiedlichste  Gelenk- und Rückenbeschwerden oder chronische Schmerzzustände des Bewegungsapparats geklagt, wie heute. Kaum eine Illustrierte, kaum eine Gesundheitssendung im Fernsehen, wo dieses Thema nicht auftaucht: unerträgliches Ziehen und Stechen im Lendenwirbelbereich, ständige dumpfe Schmerzen in der Brustwirbelsäule, lästige Nackenverspannungen, bohrende Kopfschmerzen, unerklärliche Kniebeschwerden oder enervierendes Kribbeln und Stechen in Armen und Händen in der Nacht. Und trotz massiver Beschwerden keine eindeutigen Befunde auf MRT- und Röntgenbildern, die eine OP sinnvoll machen würden, auf der anderen Seite aber auch keine dauerhafte Linderung trotz Wärmebehandlungen, Physiotherapie oder Schmerzmitteln.

 

Wie wir leben

Es stellt sich die Frage nach dem Warum. Ein wichtiger Grund ergibt sich aus unserer mittlerweile sitzenden Lebensweise.  Unsere Körper sind konzipiert dafür, uns den überwiegenden Teil des Tages zu bewegen, beispielsweise bis zu 20 Kilometer und mehr zu Fuß täglich zurücklegen zu können. Wie unser Berufs- und Lebensalltag tatsächlich aussieht: wir sitzen ca. 1,5 Stunden pro Tag im Auto oder in öffentlichen Verkehrsmitteln, wir sitzen täglich ca. 1 Stunde pro Tag für unsere Mahlzeiten, wir sitzen im Schnitt zwei Stunden am Tag vor dem Fernseher, 1,5 Stunden privat vorm Computer und 6,5 Stunden während der Arbeitszeit. Macht täglich ca. 10,5 Stunden unbewegtes Leben auf Bürostühlen, Autositzen und Sesseln. Ein Bewegungsdefizit, das kaum mit 3 mal 1 Stunde Sport pro Woche auszugleichen ist. Wobei diese 3 Stunden nur von wenigen tatsächlich erreicht werden.

 

Wir sitzen nicht nur zu viel, wir sitzen auch verkehrt, belasten uns dabei falsch und einseitig. Das kann über lange Zeiträume zu Haltungsfehlern, die zu Haltungsschäden und Schmerzen  werden, führen. Ein weiterer Effekt vielen Sitzens ist negativer Stress, auch Distress genannt. Stresshormone im Blut werden am effektivsten über Bewegung abgebaut. Wer viel sitzen muss, reichert sie im Körper an. Dies macht 

sich dann unter anderem in Verspannungen und Blockaden bemerkbar.

 

Was tun?

Unsere modernen Arbeitsbedingungen werden wir nicht radikal verändern können. Es liegt aber an uns, ob wir statt den Lift die Treppe benutzen, statt die Kollegen anzurufen, über den Flur zu ihren Zimmern gehen, statt motorisiert, zu Fuß oder mit dem Rad ins Büro kommen oder uns dafür stark  machen,  Schreibtische anzuschaffen, an denen auch im Stehen gearbeitet werden kann, usw.

 

Und dass wir in unserer Freizeit regelmäßig Sport treiben, genug Wasser trinken und uns unserem Ernährungstyp entsprechend ernähren, sollte ebenfalls zur Selbstverständlichkeit werden… Viele leben schon lange so und leiden dennoch seit Jahren unter Rückenschmerzen – leider auch immer mehr Menschen aus „bewegten“ Berufen. War also die ganze Mühe umsonst oder sogar verkehrt? Bestimmt nicht, denn den wohltuenden Effekt einer Runde Schwimmen, Joggen oder Gewichte stemmen kennt jeder: danach fühlt man sich angenehm erschöpft oder, je nachdem, belebt. Und meistens gehen die Schmerzen zurück. Ärgerlicherweise manchmal nur für Stunden oder wenige Tage. Und hierfür gibt es einen Grund.

 

Warum halten sich chronische Schmerzen und muskuläre Verspannungen so hartnäckig?

Bestehende Muskelverspannungen und Blockaden in den Wirbelgelenken sind durch sportliche Aktivitäten nur bedingt beeinflussbar. Im besten Falle lockere ich verspannte Muskulatur durch die vermehrte Durchblutung etwas auf und sorge für kurze Zeit für Linderung. Über Wochen oder Monate aufgebauten Hartspann oder seit Jahren bestehende Wirbelblockaden kann ich damit leider nicht lösen. Im schlimmsten Falle trainiere ich sogar in die Fehlstellung hinein und fixiere sie. Das macht sich manchmal bemerkbar an verstärkten Beschwerden bei oder unmittelbar nach sportlicher Betätigung.

 

An dieser Stelle treten wirkungsvolle manuelle Therapien in den Vordergrund. Erst durch ihren vorangehenden Einsatz kann man mit Sport aber auch mit diversen Physiotherapien den gewünschten Erfolg erzielen. Und das Ziel ist in diesem Fall ein schmerzfreier Bewegungsapparat, der seinen physiologischen Bewegungsspielraum auch voll ausschöpfen kann, denn nur eine gut durchblutete, entspannte Muskulatur, elastische, funktionsfähige Faszien und eine aufrechte Wirbelsäule können ihre Aufgaben erfüllen.